Nachhaltigkeit als Herausforderung für die Sozialwirtschaft

2 Min. Lesezeit
Jan 8, 2024 8:50:54 AM

 

Der Weg zur Klimaneutralität – Eine finanzielle Gratwanderung

Wohlfahrtsverbände, wie Caritas und Diakonie, haben sich ambitionierte Ziele gesetzt: Klimaneutralität bis spätestens 2035. Dieses noble Vorhaben wirft jedoch ernsthafte Fragen auf, vor allem in Bezug auf die Finanzierung. Eine neue Studie des Brüsseler Kreis hat sich mit dem Thema intensiv beschäftigt und kommt zu einem ernüchternden Urteil.

Der Traum von Klimaneutralität und die harte Realität

Der Hauptfokus im Streben nach Klimaneutralität liegt im Immobilienbereich der Träger, der überwiegend als veraltet gilt. Viele Gebäude sind über 40 Jahre alt und somit weit entfernt von aktuellen KfW-Standards. Eine konservative Schätzung beziffert den Investitionsbedarf zur Erreichung der Klimaneutralität im Bereich der Sozialimmobilien auf beeindruckende 136 Milliarden Euro.

Die Rolle des Green Deals und der Banken

Die EU hat mit dem Green Deal die Weichen gestellt, um die Ziele des Pariser Abkommens zu unterstützen. Dies setzt den Finanzsektor unter Druck, Kapitalflüsse hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft auszurichten. Banken spielen hier eine entscheidende Rolle, indem sie Nachhaltigkeit in das Risikomanagement einbetten und Transparenz sowie Nachhaltigkeit von Unternehmen fördern.

Finanzierungshürden der Sozialwirtschaft

Die Sozialwirtschaft steht vor der Herausforderung, dass klassische Unternehmensfinanzierungen am Kapitalmarkt kaum existieren. Sozialunternehmen sind daher auf Kredite angewiesen, was durch die neuen Anforderungen im Rahmen des Green Deals und der MaRisk-Novelle komplizierter wird. Besonders die Integration von ESG-Faktoren (Environmental, Social, and Governance) in die Kreditrisikostrategie der Banken stellt eine zusätzliche Hürde dar.

Mögliche Konsequenzen und Handlungsempfehlungen

Es besteht die Gefahr, dass Sozialunternehmen aufgrund der veränderten Finanzierungsbedingungen und des steigenden ESG-Risiko-Scores Schwierigkeiten haben, angemessene Finanzierungen zu erhalten. Dies könnte zu einer Zunahme von Insolvenzen in der Sozialwirtschaft führen.

Neue CSRD-Richtlinie zur ESG-Berichterstattung

Mit der Einführung der neuen CSRD-Richtlinie zur ESG-Berichterstattung, die ab dem 01. Januar 2025 für alle großen Unternehmen gilt, verschärft sich die Situation nochmal. Unternehmen aus der Sozialwirtschaft sind nun gehalten, nicht nur die selbst gesteckten Ziele zu erklären, sondern diese auch messbar zu erfüllen. Mit der Berichterstattung im Jahresabschluss werden die Ziele und deren Erreichung durch unabhängige Wirtschaftsprüfer überprüft. Die Einführung eines Managementsystems erscheint Pflicht, da Banken vermutlich auf die Daten im Rahmen der Kreditvergabe Zugriff haben wollen.

Fazit

Die Herausforderung, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ohne die finanzielle Stabilität der Sozialwirtschaft zu gefährden, erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination zwischen verschiedenen Sektoren. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Finanzsektor und den Trägern der Sozialwirtschaft, um eine tragfähige Lösung zu finden, die sowohl ökologischen als auch ökonomischen Anforderungen gerecht wird.

Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben, kontaktieren Sie uns gerne.

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