Technische und organisatorische Maßnahmen gegen Gewalt in Kliniken

Effektive Schutzmaßnahmen für ein sicheres Arbeitsumfeld
Gewalt im Krankenhaus: Warum Prävention Chefsache ist
Gewalt im Krankenhaus ist längst kein Randphänomen mehr – sie ist im Alltag vieler Beschäftigter angekommen. Beleidigungen, Bedrohungen, körperliche oder sexualisierte Übergriffe sowie rassistisch motivierte Diskriminierungen zählen für Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Verwaltungs- und Servicepersonal in vielen Kliniken zur traurigen Realität. Umso wichtiger ist es, dass die Führungsebene dieses Problem ernst nimmt und effektive Maßnahmen zur Gewaltprävention entwickelt. Gewalt in Krankenhäusern ist nicht hinnehmbar. Dieser Grundsatz muss für alle erkennbar sein und konsequent umgesetzt werden.
Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) bietet hierzu einen umfassenden Leitfaden an, der als wertvolle Informationsquelle dient.
Eine wachsende Herausforderung
Studien und Erfahrungsberichte zeigen ein beunruhigendes Bild: Nahezu alle Mitarbeitenden in Krankenhäusern sind schon einmal mit aggressivem Verhalten konfrontiert worden. Besonders in Notaufnahmen, wo lange Wartezeiten und hoher Patientendruck auf Angst und Schmerzen treffen, kommt es häufig zu Übergriffen. Aber auch in somatischen, psychiatrischen oder psychosomatischen Abteilungen sind Gewaltvorfälle keine Seltenheit.
Der Anstieg der Fälle von Übergriffen gegen das Krankenhauspersonal, wie eine Umfrage Anfang 2024 zeigt, unterstreicht die Dringlichkeit des Themas. Die Zahl der Gewaltdelikte in Krankenhäusern ist um 20 Prozent gestiegen, was die Notwendigkeit von wirksamen Präventionsmaßnahmen verdeutlicht.
Organisationskultur der Null-Toleranz
Effektive Gewaltprävention beginnt an der Spitze. Geschäftsführung und Führungskräfte müssen ein Klima schaffen, in dem keinerlei Form von Gewalt geduldet wird. Ein klares Leitbild, das im Qualitäts- und Risikomanagement verankert ist, bildet die Basis. Diese Wertehaltung muss nach innen und außen sichtbar sein und durch offene Kommunikation unterstützt werden.
Als wertvolle Informationsquelle, um diese Strukturen aufzubauen, dient der Leitfaden zur Gewaltprävention der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW). Weitere Hinweise und Handlungsempfehlungen finden Sie auf dieser Seite.
Präventionsmaßnahmen: Vielschichtig und langfristig angelegt
Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt im Krankenhaus müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen: organisatorisch, personenbezogen und baulich-technisch. Organisatorische Maßnahmen umfassen eine ausreichende Personalstärke, kluge Dienstplangestaltung und ein strukturiertes Meldesystem.
Personenbezogene Maßnahmen beinhalten regelmäßige Schulungen im Deeskalationsmanagement, Kommunikationstrainings und psychologische Erstbetreuung nach Vorfällen. Bauliche und technische Maßnahmen wie übersichtlich gestaltete Warte- und Empfangsbereiche, Rückzugsräume für das Personal und sichere Zugangsregelungen tragen ebenfalls zur Gewaltprävention bei.
Akute Intervention und Nachsorge
Kommt es dennoch zu einem Übergriff, müssen festgelegte Notfallpläne greifen. Dazu gehören kollegiales Handeln, schnelles Alarmieren und konsequentes Vorgehen. Nach einem Vorfall ist die sofortige Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen von großer Bedeutung, um akute Traumata zu vermeiden und eine langfristige Nachsorge zu gewährleisten.
Ein strukturiertes Nachsorgekonzept sollte nicht nur die akute Betreuung umfassen, sondern auch langfristige Unterstützung bieten. Dazu gehören regelmäßige Kontaktaufnahmen, Angebote zur Traumaverarbeitung und rechtliche Unterstützung.
Öffentliche Sensibilisierung und politische Verantwortung
Krankenhäuser sollten ihre Null-Toleranz-Haltung gegenüber Gewalt klar nach außen kommunizieren, um Patientinnen, Patienten, Angehörige und Besucherinnen zu sensibilisieren. So kann ein grundlegendes Bewusstsein in der Gesellschaft geschaffen werden, dass Gewalt gegen Gesundheitspersonal in keiner Form akzeptabel ist. Auch die Politik ist gefragt, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Kliniken in technische, organisatorische und personelle Präventionsmaßnahmen investieren können.
Fazit: Gewaltprävention als Teil der Unternehmenskultur
Von der Notaufnahme über somatische Stationen bis hin zu psychiatrischen Abteilungen: Gewalt ist ein komplexes Problem, das nur durch ganzheitliche Maßnahmen wirksam bekämpft werden kann. Die Führungsebene muss dabei vorangehen, Präventionsmaßnahmen fest im Klinikalltag verankern und offen kommunizieren. So entsteht Schritt für Schritt ein sichererer Arbeitsalltag für das Klinikpersonal – und ein Umfeld, in dem Patientinnen und Patienten mit Respekt und Würde behandelt werden.
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