Pflicht Nachhaltigkeitsberichterstattung: Jetzt das Fundament legen!

4 Min. Lesezeit
Mar 4, 2024 11:15:00 AM

Ab 2025 steht für große Kapitalgesellschaften eine bedeutende Veränderung an: Die Einführung der Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Taxonomie-Verordnung. Dieser Wandel erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die Integration der Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Lagebericht bedeutet eine erhebliche Ausweitung der Dokumentationspflichten. Es geht nicht nur um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch darum, Nachhaltigkeit als zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu begreifen.

Wer ist betroffen?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert die Berichtspflichten deutlich und betrifft eine große Bandbreite an Unternehmen. Die Richtlinie zielt darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsinformationen zu erhöhen, die von Unternehmen öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Hier sind die spezifischen Gruppen und Größenkriterien aufgeführt, die bestimmen, welche Unternehmen von der CSRD direkt betroffen sind:

Große Kapitalgesellschaften

Die CSRD trifft vor allem auf große Kapitalgesellschaften zu. Diese Unternehmen müssen bestimmte Größenkriterien erfüllen, die im EU-Recht festgelegt sind. Gemäß der Definition sind große Unternehmen solche, die mindestens zwei der folgenden drei Merkmale überschreiten:

  • Eine Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro.
  • Einen Nettoumsatzerlös von mehr als 50 Millionen Euro.
  • Mehr als 250 Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt.

Unternehmen von öffentlichem Interesse

Zusätzlich zu den großen Kapitalgesellschaften sind auch Unternehmen von öffentlichem Interesse (Public Interest Entities, PIEs) betroffen, darunter Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen und börsennotierte Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe.

Soziale Einrichtungsträger und Unternehmen ähnlicher Art

Die CSRD betrifft ebenfalls Einrichtungsträger, die gemäß ihrer Satzung oder ihrem Gesellschaftsvertrag wie große Kapitalgesellschaften berichten müssen. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte Stiftungen, Vereine oder gemeinnützige Organisationen, die in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft tätig sind.

Indirekte Auswirkungen auf Unternehmen außerhalb der direkten Kategorisierung

Auch wenn ein Unternehmen nicht direkt unter die Kriterien der CSRD fällt, kann es indirekt von den Anforderungen betroffen sein. Diese indirekten Auswirkungen ergeben sich hauptsächlich durch die Verbindungen und Beziehungen zu direkt betroffenen Unternehmen sowie durch den zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit in der gesamten Wirtschaftslandschaft.

Geschäftsbeziehungen zu berichtspflichtigen Unternehmen

Unternehmen, die als Zulieferer oder Dienstleister für direkt von der CSRD betroffene Unternehmen tätig sind, könnten indirekt beeinflusst werden. Große Unternehmen und öffentliche Interessenträger könnten von ihren Lieferanten und Partnern verlangen, Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten, die den eigenen Anforderungen entsprechen. Dies kann bedeuten, dass auch kleinere Unternehmen, die nicht direkt unter die CSRD fallen, ihre Nachhaltigkeitspraktiken überarbeiten müssen, um Geschäftsbeziehungen aufrechtzuerhalten oder neue Partnerschaften einzugehen.

Marktdynamiken

Die verstärkte Transparenz und das erhöhte Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen, die durch die CSRD gefördert werden, könnten die Marktdynamiken verändern. Kunden und Verbraucher könnten zunehmend nachhaltige Produkte und Dienstleistungen bevorzugen, was Unternehmen aller Größen und Branchen dazu anregt, ihre Praktiken zu überdenken und möglicherweise zu ändern, selbst wenn sie nicht direkt unter die Richtlinie fallen.

Investitions- und Finanzierungskriterien

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird zunehmend ein Kriterium für Investitionsentscheidungen und die Vergabe von Finanzierungen. Banken, Investoren und Förderinstitutionen könnten verstärkt Nachhaltigkeitsbewertungen in ihre Risikobewertungen und Entscheidungsprozesse einbeziehen. Unternehmen, die nicht direkt von der CSRD betroffen sind, könnten feststellen, dass ihre Fähigkeit, Kapital zu beschaffen oder günstige Finanzierungskonditionen zu erhalten, zunehmend von ihrer Nachhaltigkeitsperformance abhängt.

Anpassungsdruck und Chancen

Auch wenn ein Unternehmen nicht direkt von der CSRD betroffen ist, kann der Anpassungsdruck zu einer Überprüfung und möglicherweise zu einer Verbesserung der eigenen Nachhaltigkeitspraktiken führen. Dies kann nicht nur Risiken minimieren, sondern auch Chancen eröffnen, etwa durch die Erschließung neuer Märkte oder die Verbesserung des Unternehmensimages.

Frühzeitige Bestandsaufnahme als Schlüssel zum Erfolg

Eine gründliche Bestandsaufnahme und Wesentlichkeitsanalyse sind entscheidend, um die relevanten Nachhaltigkeitsaspekte zu identifizieren und adäquat zu berichten. Die Einbeziehung aller Unternehmensbereiche ist hierbei unerlässlich, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten.

Wesentlichkeitsanalyse: Das Fundament legen

Die Wesentlichkeitsanalyse bildet das Fundament für die Identifikation zentraler Nachhaltigkeitsthemen. Sie hilft, die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft zu verstehen und die Berichterstattung darauf auszurichten.

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung bietet nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen, insbesondere in den Bereichen Immobilien und Personal. Eine proaktive Herangehensweise ermöglicht es, Risiken zu minimieren und Potenziale zu erschließen.

Die Implementierung von Klimaschutzmaßnahmen und die transparente Kommunikation der Fortschritte sind zentrale Elemente der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ein langfristiger Klimaschutzfahrplan unterstützt dabei, die gesetzten Ziele zu erreichen und glaubwürdig zu kommunizieren.

Wie lange dauert die Implementierung?

Die Implementierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein umfassender Prozess, der eine sorgfältige Planung und Durchführung erfordert. Unternehmen sollten ungefähr ein Jahr einplanen, um die notwendigen Schritte von der initialen Bestandsaufnahme bis zur finalen Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts durchzuführen. Dieser Zeitrahmen ist essentiell, um eine präzise und aussagekräftige Berichterstattung sicherzustellen, die den gesetzlichen Anforderungen und den Erwartungen der Stakeholder gerecht wird.

Zeitplanung und Phasen

  1. Initiale Bestandsaufnahme und Planung (3-4 Monate): In dieser Phase erfolgt die Ermittlung der relevanten Nachhaltigkeitsaspekte und die Festlegung der Rahmenbedingungen für die Berichterstattung. Die Unternehmen legen die Grundlage für den weiteren Prozess, indem sie Verantwortlichkeiten zuweisen, Ziele definieren und einen detaillierten Zeitplan erstellen.

  2. Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse (2-3 Monate): Die Wesentlichkeitsanalyse hilft, die Kernthemen zu identifizieren, die in den Nachhaltigkeitsbericht aufgenommen werden sollen. Diese Phase ist entscheidend für die Ausrichtung der Berichterstattung auf die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen des Unternehmens.

  3. Datensammlung und -analyse (3-4 Monate): In dieser Phase sammeln die Unternehmen die erforderlichen Daten, führen Analysen durch und bewerten die Nachhaltigkeitsleistung. Die Datensammlung ist oft zeitaufwendig, da sie eine umfassende Erfassung und Aufbereitung von Informationen aus verschiedenen Unternehmensbereichen erfordert.

  4. Erstellung und Überprüfung des Berichts (2-3 Monate): Nach der Datensammlung folgt die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts. Dieser Schritt umfasst das Verfassen der Texte, die Aufbereitung der Daten und die Integration der Informationen in den Bericht. Nach der Fertigstellung des Entwurfs ist eine gründliche Überprüfung notwendig, um die Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen zu gewährleisten.

Kostenaspekte

Die Kosten für die Implementierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung variieren je nach Unternehmensgröße, Komplexität der erforderlichen Daten und Tiefe der Analyse. Zu den Kostenfaktoren zählen unter anderem Personalressourcen, externe Berater, Softwarelösungen für das Datenmanagement und die Berichterstattung sowie mögliche Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter. Unternehmen sollten diese Kosten in ihrer Finanzplanung berücksichtigen und als Investition in die nachhaltige Entwicklung und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens betrachten.

Insgesamt ist die frühzeitige und strukturierte Planung dieses einjährigen Prozesses entscheidend, um eine erfolgreiche und effektive Nachhaltigkeitsberichterstattung zu gewährleisten und die damit verbundenen Chancen optimal zu nutzen.

Fazit

Die bevorstehende Einführung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine Chance für Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu machen. Eine frühzeitige und umfassende Vorbereitung ist der Schlüssel, um den neuen Anforderungen erfolgreich zu begegnen und Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu etablieren.

Haben Sie Fragen zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

 

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